„Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schmähen und verwerfen euren Namen als böse um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tage und tanzt; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn das Gleiche haben ihre Väter den Propheten getan.”
(Lukas 6, 20-26)
Bei Jesus laufen die Uhren anders. Er dreht die Gesetze dieser Welt auf links. Die Armen, die Gedemütigten, die Trauernden – sie alle kommen zu ihrem Recht. Ihre Stimme wird gehört. Jesus sagt: Zu beglückwünschen bist du, wenn dir ständig das Nötigste fehlt. Wenn du jeden Cent umdrehen musst. Wenn du arm bist an echtem, vollem Leben, wenn du einsam bist, wenn du verlassen wurdest. Wenn du trauerst. Du darfst dich freuen, wenn du verzweifelt bist und ohne Hoffnung. Wenn du nach dem Leben hungerst, um das man dich betrogen hat. Gottes Reich ist dein, und du sollst endlich satt werden. Preise dich glücklich, wenn du jetzt weinst und wenn Jahre deines Lebens eine einzige Klage waren.
Die Seligpreisungen aus dem Lukasevangelium sind kürzer als bei Matthäus und wahrscheinlich kommen wir hier den historischen Worten Jesu am nächsten. Hat er das so gesagt, wie es hier steht? Ungeheuerliche Dinge, mit Vollmacht, aus eigener Autorität, eine komplette Umkehr der Verhältnisse. Das kann nur Gott, andernfalls wäre es Wahnsinn. Wir wissen, dass es in unserer Welt so nicht läuft.
In einer Dokumentation sah ich eine Frau im Slum von Nairobi. Sie lebte in einer winzigen, dreckigen Wellblechhütte, umgeben von Drogensucht und Kriminalität, und sie machte ihre beiden kleinen Jungen für die Schule fertig. Zum Frühstück gab es Tee gegen den Hunger, und ihre Kinder mussten Socken mit riesigen Löchern tragen. Wenn das stimmt, was Jesus sagt, dann darf diese Frau fröhlich sein. Gott wird ihr und all den anderen in ihrer Situation irgendwann zurufen: „Kommt her, ihr Gesegneten, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Siehe, ich mache alles neu.“
Aber Gottes Reich beginnt nicht im Jenseits, sondern jetzt und hier. Wenn wir Jesus nachfolgen, dann sind wir Gottes Hände, Füße und Münder. Und unser Auftrag sind die Worte Jesu. „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“.
Am 2. Weihnachtstag starb Desmond Tutu, der Erzbischof von Kapstadt. Maßgeblich hatte er zur Abschaffung der Apartheid in Südafrika beigetragen. Er sagte: „Natürlich wollen wir grundlegende Veränderungen. Wenn das Revolution ist, dann bin ich ein Revolutionär. Selbst Jesus war das. Er wollte Güte, Gerechtigkeit und Vergebung“.
Gottes Welt versteckt sich weder in der Kirche noch im privaten Kämmerlein. Ihr geht es nicht um fromme Gefühle. Wir alle sind aufgefordert zur tätigen Barmherzigkeit und weh uns, wenn wir die Herzen vor unseren Mitmenschen verschließen. Verbittert heißt es im Gleichnis von den Schafen und den Böcken: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.“
Gott ist es offenbar nicht egal, was wir mit unserem Leben machen. Und das Reich Gottes ist kein Land der Anständigen mit ihren christlich-moralischen Sitten, sondern ein Land der Barmherzigkeit und des Mitgefühls. Und die Seligpreisungen sind politischer Sprengstoff. Niemand sollte behaupten, der Glaube wäre Privatsache. Gottes Auftrag zum Bau seines Reiches beginnt hier und heute in dieser Welt und endet erst in der nächsten. Wie sagt Jesus im Matthäusevangelium: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“. Ich möchte mein Leben danach ausrichten.
Eurer Jörn Bohn
Ehrenamtlicher und Prädikant in unserer Gemeinde
Pilgern auf Jakobswegen in Deutschland
Buchvorstellung
Impuls von Jörn Bohn
(Offenbarung 22, 13)
Schritt für Schritt mit Gott
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Von Pfarrer Weirauch vorgestellt
Blick nach innen
500 JAHRE REFORMATION
Die Christusdarstellung in der Hoffnungskirche
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