Chronik der Hoffnungskirchgemeinde

Das frühere Gemeindeglied Hilda Spaltholz schreibt:

„Die Hoffnungskirchgemeinde wurde am 01. Januar 1915 als selbständige Kirchgemeinde aus der Friedenskirchgemeinde gebildet. Dies machte sich durch das schnelle Wachstum des Arbeitervorortes Löbtau und des angrenzenden Vorortes Naußlitz notwendig. Die Pläne für eine zweite Gemeinde bestanden schon seit ungefähr 1896. In dieser Zeit wurde bereits das Bauland an der damaligen Wallwitzstraße erworben. Es ist das Gelände, auf dem jetzt das Gemeindehaus steht. Auch Gelder für den Bau einer Kirche mit Gemeinde- und Pfarrhaus waren vorhanden, sind aber in der Inflation 1923 verloren gegangen.

Von den damals fünf Pfarrern an der Friedenskirche kam Theodor Böhmer als erster Pfarrer an die Hoffnungskirche. Da zu dieser Zeit keine eigenen Gebäude vorhanden waren, wurden die Gottesdienste in der Aula der 35. Volksschule auf der Bünaustraße gehalten.

Bau Gemeindehaus und Glockenturm

In dieser Hoffnungsgemeinde bin ich geboren und in der Aula getauft worden. Von meinen Eltern wurde ich schon als Kind mit in das Gemeindeleben hineingenommen und kenne deshalb Vieles aus eigenem Erleben. Die Bauvorbereitungen nach verschiedenen Entwürfen begannen 1932 unter Pfarrer Böhmer, der 1934 in den Ruhestand ging. Sein Nachfolger als Pfarramtsleiter wurde 1934 Pfarrer Johannes Paul. In seiner Amtszeit wurde das Gemeindehaus mit einem freistehenden Glockenturm nach Entwürfen von Architekt Kolbe gebaut. Der ehemals geplante Bau von Kirche und Pfarrhaus war aus finanziellen Gründen nicht möglich.

während der NS-Zeit

Pfarrer Paul gehörte den Deutschen Christen (DC) an. Seine Verkündigung war von der Weltanschauung der NSDAP geprägt. Zu dieser Zeit waren Pfarrer Sickert und Pfarrer Schädlich, beide Mitglieder der Bekennenden Gemeinde, ebenfalls an der Gemeinde. Es kam zu großen Spannungen und unerfreulichen Auswirkungen bis hin zur Verweigerung von Raumbenutzung und zum Entzug von Schlüsseln. In dieser Situation gewährte die Friedenskirche beiden Pfarrern Gastrecht für Veranstaltungen.

In diese Periode fielen die Grundsteinlegung für den Bau des Gemeindehauses am 26. Juni 1935 und die Weihe durch den damaligen DC-Landesbischofs Coch am 30. Mai 1936, zu Pfingsten. Leider war auch bei diesen Feierlichkeiten die Spaltung der Gemeinde sichtbar.

das Geläut

Nun zu unseren Glocken: Das Geläut von vier Bronzeglocken war in Dresden in Auftrag gegeben. Als Schulkinder durften wir uns die Gussvorbereitung ansehen. Leider misslang der erste Guss. Das Ersatzgeläut wurde in Apolda gegossen. Ich erinnere mich, dass wir als Konfirmanden den geschmückten Pferdewagen mit den vier Glocken vom Schillingplatz zur Hoffnungskirche begleiteten. Im Krieg mussten die drei Glocken abgeliefert werden.

1937 fand die erste Konfirmation im Gemeindehaus statt, an der ich als Konfirmandin von Pfarrer Schädlich teilnahm. In unserer kleinen Gruppe waren es 16 Mädchen und 35 Jungen. Jeder Pfarrer hatte seine Konfirmanden. Die zwei anderen Gruppen waren wesentlich größer!

2. Weltkrieg

Pfarrer Schädlich ging ungefähr 1938 zur Posaunenmission, wurde im Krieg eingezogen und fiel bei einem Schiffstransport vor Griechenland. Pfarrer Sickert wechselte 1943 an die Gemeinde Kaditz. Pfarrer Paul wurde im Krieg ebenfalls eingezogen.

Vorher war vom Landeskirchenamt der u.K. gestellte Pfarrer Anke, ebrenfalls DC Mitglied, an die Gemeinde entsandt worden. Noch im Krieg rückte er von hier ab, so dass zu Kriegsende kein Pfarrer an der Gemeinde war.

Bei den Angriffen am 13. Februar und 17. April 1945 blieb das Gemeindehaus gottlob erhalten, wenn auch mit Schäden am Dach und vielen Fenstern. Kurz nach Kriegsende wurde zuerst Pfarrer Erwin Koch, ein Flüchtling aus Schlesien, als zweiter Pfarrer in die Gemeinde entsandt. Als erster Pfarrer folgte Pfarrer Johannes Böhme. Er war Pfarrer an der Dresdner Johanneskirche auf der Pillnitzer Straße gewesen und dort mit seiner Familie total ausgebombt. Auf der Flucht in den ersten Maitagen 1945 kamen seine beiden erwachsenen Töchter in Frauenstein ums Leben. Die dritte Pfarrstelle hatte Pfarrer Kölling inne.

Nachkriegszeit

Wir dürfen dankbar sein, dass die Gemeinde nach den Spannungen und Spaltungen in der NS-Zeit wieder zusammengewachsen ist. Nach dem Krieg waren Gottesdienste, Bibelstunden und Veranstaltungen wieder gut besucht. In dieser Zeit waren dann wiederholt ausgebombte Gemeinden der Umgebung bei uns zu Gast.

Mühevoll begann die Beseitigung der Kriegsschäden:

  • Zuerst war es durch Pfarrer Böhme möglich, dass die drei Stahlglocken der Johanneskirchgemeinde geborgen werden konnten, nachdem der Schutt vor dem Glockenturm durch unsere Gemeindeglieder beräumt wurde. Diese bilden jetzt unser Geläut. Unsere kleine Bronzeglocke wird nur allein, zum Beispiel als Taufglocke, geläutet.
  • Fensterglas war nicht zu bekommen. Es bot sich die Möglichkeit einer Bleiverglasung, welche allerdings wesentlich teurer war. Zuerst wurde die Straßenseite verglast, nach Jahren die Friedhofsseite. Die Entwürfe für die Gestaltung stammen von Helmar Helas. Die Engelsköpfe oben in den Fenstern tragen die Gesichter der Töchter von Pfarrer Böhme. Herr Helas wurde später für seine Arbeiten an der Semperoper bekannt. Die Finanzierung erfolgte aus Spenden von Gemeindegliedern, erschwert durch das Verbot öffentlicher Sammlungen.
  • 1950 verstarb Pfarrer Böhme im Amt. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Ernst Ehrlich. Mit seiner großen Familie wohnte er in Loschwitz und benötigte Wohnraum in der Gemeinde. Über das Wohnungsamt war das nicht möglich. Deshalb wurde beschlossen, die Kanzleiräume im 1. Stock als Wohnung umzubauen und die Kanzlei in die Garderoberäume zu verlegen. 1953/54 erfolgt der Umbau unter Bedingungen der Mangelwirtschaft. Unser Gemeindeglied, Mauermeister Heinz Albert, hat sich hier in ganz besonderer Weise engagiert.
  • Zum 25. Kirchbaujubiläum 1961 wurde unter Pfarrer. Ehrlich der große Kirchsaal renoviert. Der Entwurf für die Deckengestaltung stammt ebenfalls von Helmer Helas. Zum Jubiläumsgottesdienst waren erstmals Vertreter unserer Patengemeinde Goslar anwesend.

DDR-Zeit

1962 ging Pfarrer Ehrlich an die Gemeinde nach Marienberg/Erzgebirge. In der Amtszeit von Pfarrer Ehrlich kam Pfarrer Ulrich Rasch 1959 als dritter Pfarrer an unsere Gemeinde und war von 1963 bis 1996 Pfarramtsleiter. In den Jahren von 1963 bis 1977 war Pfarrer Gottfried Werner als dritter Pfarrer hier.

In der DDR-Zeit die Gemeindegliederzahl ging durch ideologische Einflüsse der SED zurück. Es trat eine Überalterung wie in vielen Gemeinden der Landeskirche ein.

Für die Zeit der Pfarrvakanz von 1996-1998 einen herzlichen Dank an alle, die die Gottesdienstvertretung übernahmen. Einen besonderen Dank auch an alle haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter, die sich beispielsweise in der Verwaltung, als Hausmeister, als Kantorin, als Kirchenvorstandsmitglieder, in Gemeindekreisen und als freiwillige Helfer engagiert haben.

Wir sind sehr dankbar, dass im Oktober 1998 die Vakanz durch Frau Pfarrerin Gisela Merkel-Manzer beendet wurde, die sehr schnell den Kontakt zur Gemeinde fand.

Zusammenschluss

Die finanzielle Lage in der sächsischen Landeskirche führte nun zum Zusammenschluss der Kirchgemeinden „Frieden“ und „Hoffnung". Ich wünsche der Gemeinde Gottes Segen auf ihrem Weg, dass der Herr seine Gemeinde wieder wachsen lasse und sie für alle Gemeindeglieder die Heimstatt bleibt.“