Ein Pfarrer im Einkaufswagen

Rückblick auf den Gottesdienst zum 1. Advent

Warten ist doof. Oder doch nicht? Gottesdienst am 1. Advent in der Friedenskirche (Foto: M. Leibenath)
Foto: M. Leibenath

Was macht der Pfarrer im Gottesdienst in einem Einkaufswagen, der vom Gemeindepädagogen durch den Mittelgang geschoben wird? Predigen. Die sicher ungewöhnliche aber eindrucksvolle Situation konnten die vielen Besucher beim Gottesdienst für Groß und Klein zum Beginn der Adventszeit am 1. Dezember 2019 in der Friedenskirche in Dresden-Löbtau erleben.

Inhaltlich drehte sich dabei alles ums Warten. Egal ob beim Arzt, an der Bushaltestelle – oder eben an der Kasse vom Supermarkt. Sieben Minuten steht jeder Kunde im Durchschnitt an der Kasse im Lebensmitteladen. Warten kommt einem dabei oft ganz schön doof vor. Doch, so war es im Gottesdienst zu erfahren, Warten gehört zum Leben einfach dazu. Und muss gar nicht doof sein – denn man kann Warten gestalten. Mit Gesprächen, Lesen, guten Gedanken oder einfach einem Gebet. So wie Hanna die Witwe aus Jesaja 66, die 60 Jahre im Tempel gefastet und gebetet hatte.

Am Ende, so die Quintessenz des Gottesdienstes, kann sich Warten lohnen. Bei Hanna, die durch das Fasten und das Flehen ganz frei von sich selbst wurde und ihre Gemeinschaft mit Gott so erfüllend war, dass aller irdische Genuss bedeutungslos wurde. Und für uns im Hier und heute? Warten im Advent lohnt sich - wenn man den Blick schon auf Weihnachten und das Jesuskind richtet, das als Retter und Erlöser geboren wird – und wenn man es entsprechend, jenseits aller Geschenke und allen Konsums – mit Tiefgang gestaltet. Dass sich Warten auch ganz praktisch lohnt zeigte Pfarrer Walter Lechner dann eben in jenem Einkaufswagen, indem er am Ende des Gottesdienstes Süßigkeiten an die Gemeinde verteilte.

Matthias Weigel

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