Elly-Viola Nahmmacher – eine Künstlerin in drei Epochen

Die Künstlerin, die das Kreuz im Altarraum unserer Hoffnungskirche schuf

Das Bauhaus ist in aller Munde, steht es doch für den Aufbruch in die Moderne für alle Bereiche des Lebens, denen der Mensch Inhalt und Form gibt. Dazu gehört auch die Bildhauerei – vorwiegend von Männern dominiert. Eine große künstlerische Ausnahme stellt da die Bildhauerin Elly-Viola Nahmmacher dar. Sie wurde am 27. Mai 1913 in Gera geboren. Ihr Vater war Eisenbahner, ihre Mutter hat ihr wohl die kunstsinnigen Gene vererbt. Sie lernte Klavier und Geige, entdeckte aber bald ihr Zeichentalent.

In der unruhigen Zeit um 1930 machte sie eine Buchhändlerlehre, der sich eine Tätigkeit als Zeichnerin im Römisch-Germanischen Museum Mainz anschloss. Ihre Bildhauer-Ausbildung erhielt die junge Frau ab 1934 bei Eva Eisenlohr in Freiburg i. Breisgau und vervollkommnete diese bei Emil Mundin Chemnitz sowie bei Reneé Sintenis in Berlin. 1938 heiratete sie den Chemnitzer Arzt Wilhelm Nahmmacher und wurde über das befreundete Haus
Esche mit Edvard Munchs Werken und dem Expressionismus bekannt.

1939 wurde ihr Mann als Militärarzt in den Kriegsdienst berufen, aus dem er erst 1947 aus der Gefangenschaft zurückkam. Damit musste Nahmmacher ihr Leben mit ihren Töchtern Eva und Silke und als selbständige Künstlerin allein bewältigen. 1942 nahm sie erstmals an der Leipziger Messe mit keramischen Tierplastiken in naturalistischer Gestaltung teil und hatte damit sofort Erfolg.

Die Nachkriegsjahre wurden für Elly-Viola Nahmmacher von der Suche nach dem „richtigen“ Material geprägt. Inhaltlich wandte sie sich stärker christlichen Motiven zu. So folgten nach Werken aus Metall in den 60er- und 70er Jahren der ersten Pieta (Maria) von Sehma im Erzgebirge zahlreiche Werke, welche die Bildhauerin nach biblischen Motiven als Holzplastiken schuf. Damit war sie in der DDR die einzige Künstlerin, die solche qualifizierten Aufträge für evangelische und katholische Kirchen ausführte. Ihre Auftraggeber kamen bald aus ganz Deutschland und der Schweiz; über 500 Arbeiten sind heute in rund 120 Orten zu bewundern, davon allein 45 in Kirchen in Thüringen und Sachsen.

Die Vielseitigkeit in der Beherrschung verschiedenster Materialien und Techniken erweiterten ihre Auftragssituation für die Gesamtgestaltung kirchlicher Innenräume, wie in Zwickau, Meiningen, Hoyerswerda oder Cottbus.

Mit Ausstellungen im In – und Ausland, mehrfach in den USA, wurde sie als Bildhauerin bekannt. In der DDR hingegen führte die Spezialisierung ihrer künstlerischen Tätigkeit auf die christliche Kunst 1975 zum Ausschluss aus dem Verband bildender Künstler.

Hinsichtlich ihrer Formensprache ist Elly-Viola Nahmmacher über sechs Jahrzehnte ihren ganz eigenen Weg gegangen. Sie verstarb am 5. Mai 2000 und wurde auf dem Greizer Friedhof beigesetzt. Wer Nahmmacher-Werke sehen möchte, dem sei ein Besuch im Museum in ihrer
Heimatstadt Greiz empfohlen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Thüringer Allgemeinen Zeitung.
Autor Arndt Dietmar Schumann, Jahrgang 1942, Dipl. Ing. Architekt i.R., ist Mitglied der Senioren-Redaktion.

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