Maria Schmidt leitet seit einigen Jahren einen Gebetskreis in der Gemeinde Dresden-Briesnitz. Er trifft sich einmal im Monat am dritten Donnerstag in der Briesnitzer Kirche oder im Winter im Gemeindesaal.
Glück gehabt, sage ich. In der Kindheit erlernte ich zahlreiche Gebete. Sie dienen mir als Handgepäck, wie Frau Käßmann es ausdrückt. In der Suche nach Orientierung, Stunden von Anspannung oder Zweifel, wenn es einem die Sprache verschlägt, sind sie immer abrufbar. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang“ ist so ein wunderbarer Psalmvers. Beter im Freundes- und Verwandtenkreis gehören für mich zu den wichtigsten Menschen im „Ernstfall“.
Es gab in der Briesnitzer Gemeinde einen Hauskreis, der sich in gleicher Zusammensetzung auch als Gebetskreis in der Kirche traf. Hier stieß ich eines Tages dazu. Das Gebet teilen in Gemeinschaft, Anliegen vertrauensvoll in Gottes Hand legen, eine Ruhepause im Alltag einlegen, auftanken, aufatmen – diese Gedanken bewegten mich. Schließlich wurde der Kreis alters- und berufsbedingt, auch durch Wegzug immer kleiner. Zunächst übernahm ich nur das Aufschließen der Kirche. Schließlich wurde ich dann mehr und mehr verantwortlich.
Im Gebetskreis erfuhr ich, dass sehr unterschiedlich gebetet werden kann. Dass das gemeinsame Gebet Schweigen und Vereinzelung durchbricht. Dass das Gebet frei machen kann von dem, was unter Menschen gilt und belastet. Dass Beten kein Wunscherfüllungsversuch oder Magie ist.
Ich erfuhr, dass wir im Gebet dahin gehen, wo unsere Sicht der Dinge endet und Gott die Macht übernimmt. Beim Beten üben wir, Gemeinschaft mit Gott zu haben. Das kann die innere Haltung verändern, Ruhe und Klarheit schaffen.
Aktuell sind wir meist zu viert. Vom früheren Hauskreis ist eine Mitbeterin aus Cotta treu dabei. Wir stellten kürzlich fest: Gemeinsam ist uns wichtig, mehrmals am Tag laut oder innerlich Dank zu sagen für all das, was wir an Schönem durch Gottes Liebe erleben.
Wir beginnen den Kreis mit einer Andacht. Meist ist die Tageslosung das Thema und von erstaunlicher Aktualität. Wir singen dazu gern Choräle. Auch neuere Lieder, wie zum Beispiel „Er ist das Zentrum der Geschichte. Er ist der Anker in der Zeit“ berühren uns.
Wir tauschen uns über Gebetsanliegen in Gemeinde und Kirchspiel aus. Im freien Gebet kann dann jeder ohne weitere Vorbereitung Anliegen, Dank, Bitten aussprechen. Das Schlussgebet ist das Vaterunser.
Die meisten Menschen beten für sich. Manche sind froh, angesprochen zu werden. Da ist noch Luft nach oben. Wer ungeübt ist im Gebet, traut sich aber manchmal nicht, laut vor Anderen zu beten. Hilfreich ist vielleicht, daran zu denken: Gebet ist keine Leistung. Es kann eine frei machende Lebensäußerung sein. Ich kann einüben, mit größerer Kraft zu rechnen als mit der eigenen und diese als Geschenk zu empfangen.
„Wir liegen vor dir im Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit“ (Daniel 9, 18). Im Stimmenchor unserer Zeit ist so ein Motto besonders. Wir hoffen in diesem Sinne, das Gebet als Kernkompetenz unseres christlichen Glaubens auch nach außen tragen zu können.
Falls es überhaupt weitere „Argumente“ braucht für das Gebet, dann noch ein Gedanke: Wenn ich Gott mein Herz öffne, dann lässt dies „die Seele nichts Böses beginnen“, wie es im ersten Teil von Bachs Weihnachtsoratorium in einer Bass-Arie gesungen wird.
Das Interview führte
Arnfried Schlosser
3. Donnerstag im Monat
16:00 Uhr Gemeindesaal
1. + 3. Mittwoch im Monat
16:30 Uhr Heilandskirche
letzter Dienstag im Monat
20:00 Uhr Gemeindezentrum
mittwochs
7:30 Uhr Friedenskirche