Zuhause, aber nicht daheim

Private Unterkünfte für Geflüchtete

Eines sonnigen Morgens entscheiden wir uns, Flüchtlinge aufzunehmen. Das klingt einfach, kann aber über Wochen zum Vollzeitjob werden. Wohnung ausräumen, elterliches Hab und Gut entsorgen. Wo kommen die Bettgestelle her, wo die Federbetten? Wer besitzt eine Waschmaschine, wann wird der E-Herd geliefert? Aber was für eine Anteilnahme wir spüren! Mit dem Wort „Ukraine“ reduziert sich gleich mal der Preis auf die Hälfte.

Ein PKW mit allem Hausstand, vier Personen und einem Kater erreicht die Kunststadt Dresden. Wieso benötigen wir eigentlich so viele Schränke? Die Begrüßung ist herzlich, ohne viele Worte. Die Übersetzer-App hilft oder führt irre. Manchmal ist eine Umarmung besser.

Wir befinden uns in der Ernüchterungsphase. Die kostenlos abgeholten Fahrräder fahren nicht, müssen flott gemacht werden. Künftig werden Mietverträge benötigt. Exposè und Vertrag machen Arbeit, wenig Spaß. Da kommen auch mal Zweifel, irgendetwas überstürzt zu haben. Aber wir wollten ja helfen, das war die Idee. Immer, wenn wir unsere Problemchen am Leid des ukrainischen Volkes spiegeln, verblassen sie. Haben wir jetzt unsere Therapie gefunden?

Das Aufwaschwasser ist kalt, Olga kämpft mit dem Geschirr. Am nächsten Vormittag liege ich unter der Küchenspüle. Die Anschlussschläuche waren vertauscht. Während ich mich über die verkehrte Beschreibung ärgere, kommt Opa Pavlo in die Küche. Er zeigt mir das gerade angekommene Video. Drei Raketen stürzen auf sein Wohngebiet. Ich vergesse die vertauschten Schläuche.

Der Name der Familie der Gemeinde Frieden und Hoffnung wird auf deren Wunsch nicht veröffentlicht, ist der Redaktion aber bekannt.

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